Luxus

Stadtverwaltung und Stadtrat in Halle halten den Winterdienst auf Radwegen für überflüssigen unbezahlbaren freiwilligen Luxus. Die entsprechende Satzung zu den Räumpflichten hat in Sachsen-Anhalt eine Loch, wo andere Länder die Regelungen für Radwege haben. Auch mit mehreren nachdrücklichen Anfragen konnten die Radfahrer nicht klarmachen, warum eine Winterräumung notwendig sein soll. Als pampige Antwort erhält man den Tipp, doch auf die Straßenbahn umzusteigen.

Kosten: Ein beräumtes Basisnetz mit den schlimmsten Straßen (Bundesstraßen, Landesstraßen) und sogar noch ein paar oben drauf gäbe es für ca. 70000 - 90000 im Jahr. Bisheriger Winterdienst ohne Radwege kostet 1.3 Millionen - der Radverkehr sind also unter 10% davon.

Folge

Wenn der Radweg nicht benutzbar ist, entfällt logischerweise und auch rechtlich seine Benutzungspflicht. Der Radfahrer muss also auf der Fahrbahn fahren oder absteigen und schieben. WICHTIG: Bitte vermeidet es, auf dem Fußweg zu fahren! Gebt den Druck nicht an die noch Ungeschützteren weiter!

Auf manchen Straßen ist es eigentlich kein Problem, auf der Fahrbahn zu fahren. Leider gibt es immer wieder Autofahrer, die sehr aggressiv und gereizt reagieren, wenn Radfahrer auf der Fahrbahn sind. Reaktionen sind Anhupen, aber auch bedrängen (grade bei Schnee eine ganz schlechte Idee!), falsch Überholen, Schnippeln und sehr aggressiv Beschimpfen sind leider an der Tagesordnung. Diese Autofahrer brauchen dringend eine Verkehrsschulung oder eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung, da sie weder die StVO kennen noch charakterlich geeignet und in der Lage sind, eine so starke und schwere Maschine durch die Stadt zu bewegen. Und das meine ich im vollen Ernst.

Objektive Gefahr

An anderen Stellen entstehen aber objektiv gefährliche Kombinationen. Kein Verwaltungsgericht Deutschlands würde beispielsweise durchgehen lassen, wenn an der Paracelsusstraße mit über 4000 Fahrzeugen pro Stunde und hohem Schwerlastanteil bei Tempo 50 oder auf der Trothaer Straße eine Fahrbahnbenutzung der Radfahrer angeordnet wäre. Gerade Konflikte mit LKW sind lebensgefährlich.

Das bedeutet, wenn kein Radweg benutzbar ist, muss zur Verkehrssicherung irgendwas getan werden. Sollte in diesem Winter eine objektive Unbenutzbarkeit des Radweges eintreten, werde ich diese Sicherung des Verkehrs einfordern. Ob das dann Sperrung einer Fahrspur oder Anordnung von Tempo 20 oder eine Art Polizeischutz für jeden Radfahrer ist, überlasse ich gern der zuständigen Stelle. Radfahren im Winter ist auf jeden Fall nicht verboten und man verwirkt auch nicht sämtliche Rechte aus der Straßenverkehrsordnung als Radfahrer. Es gibt keinen Freiwild-Paragraphen in der StVO.

Ideen

  • Wenn ihr auf der Straße fahrt, bildet Grüppchen. So könnt ihr euch ein bisschen gegenseitig schützen.
  • Haltet ausreichend Abstand zu parkenden Autos
  • Fahrt der Witterung entsprechend vorsichtig, lasst euch von Dränglern nicht zum Schnellfahren verleiten. Grade wenn ein Auto dicht auffährt, darf man auf keinen Fall wegrutschen
  • Meldet der Polizei, wenn ihr bedrängt oder beschimpft werdet, mit Kennzeichen und Ort
  • Lasst die Autos dort überholen, wo Platz ist. Passt dort, wo kein Platz zum korrekten Überholen ist, sehr gut auf, dass ihr nicht zu weit rechts fahrt. Das lädt zum Überholen und Gefährden ein.

Erfahrungen

Ich selbst muss zugeben, dass ich bisher eher auf den Fußweg ausgewichen bin. In der LuWu oder Reilstraße fahre ich auch Straße, wenn der Radweg voll ist, und dort gab es viel Aggresivität von Autofahrern. Aber dass der Winterdienst auch auf Hauptrouten noch ein großes Problem ist, liegt nur an uns. Wir haben irgendwie improvisiert und sind auf den Fußweg ausgewichen. Wenn die Stadt zu arm ist für ordentlichen Winterdienst, dann soll sie ausreichende Sicherungsmaßnahmen ergreifen, um die Fahrbahn benutzen zu können. Sobald diese Maßnahmen auf Kosten des motorisierten Verkehrs gehen, wird auf einen Schlag Geld vom Himmel fallen statt Schnee. Dazu muss aber eine Handvoll entschlossener Leute ihre Rechte durchsetzen, aber unter unbedingter Wahrung der eigenen Sicherheit!